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Virginia Woolf: Die Wellen, 4 (Auszug)

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Virginia Woolf


Ich höre auf zu erfinden



Die Wahrheit ist, daß ich Anregung durch andre Menschen brauche. Wenn ich allein an meinem ausgebrannten Kaminfeuer sitze, neige ich dazu, die fadenscheinigen Stellen in meinen Geschichten zu sehen. Der wirkliche Romanschriftsteller, der völlig einfache Mensch, könnte endlos weiter erfinden. Er würde es nicht alles vervollständigen, wie ich das tue. Er hätte nicht dieses verheerende Gefühl von grauer Asche in einem ausgebrannten Kamin. Irgendeine Gardine klatscht mir auf die Augen. Alles wird undurchdringlich. Ich höre auf zu erfinden.
Laßt mich meine Erinnerungen zusammenfassen! Es ist im ganzen ein guter Tag gewesen. Der Tropfen, der sich abends am Dachrand der Seele bildet, ist rund, vielfarbig.



(Auszug aus "Die Wellen", [4], 1931)

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