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Tobias Roth: Kirchspiele - Florenz, San Lorenzo

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Brunelleschis Grau und Weiß, Kühle im Parteienkampf, eine Ordnung, die es in der Natur nicht gibt und die sich der Natur anders öffnen kann: seine Kuppeln sind Blumenkelche und Augenhöhlen. So auch über dem ersten Zentrum der neuen Zeit, 1428 beginnt die neue Rechnung in der alten Sakristei: unter der Augenhöhle Brunelleschis liegt die Pupille aus Porphyr, eingelassen in einen großen Opfertisch. Man nehme vier Stiere und vier Kühe, die nie ein Joch getragen haben (am Hang des grünen Lycaeus), gieße ihr Blut aus und lasse sie neun Tage liegen; dann opfere man dazu Mohn, ein schwarzes Lamm und ein Kalb, und siehe das Wunder: Den zerflossenen Gedärmen der Stiere entschwärmen / Bienen und aus den zerbrochenen Rippen steigt eine Wolke, / Die zusammenfließt als Traube im Wipfel der Kuppel. Unter dem Tisch liegt das Grab von Giovanni di Bicci de' Medici. Fortuna wird ihm aus den zerbrochenen Rippen den Honig öffnen. Wer kennt schon diese Familien, ihr Delta, die Gebirgsbäche ihrer Machenschaften. Alles zum Lobe Gottes, so sagt man, aber welchen?


(Florenz, San Lorenzo)

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