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Steffen Popp: Aus "Panzere diesen Äquator, Mond. Zur Poesie César Vallejos"

Memo/Essay > Memo

Steffen Popp
Panzere diesen Äquator, Mond.
Zur Poesie César Vallejos

(Auszug aus der Reihe "Zwiesprachen" der Stiftung Lyrik Kabinett, 26. Mai 2015)


Mehr noch als seine sprachlichen und thematischen Innovationen sind für mich zwei Qualitäten des poetischen Sprechens bei Vallejo entscheidend: eine im Sinn der Frühromantik romantische, d.h. auf die eigene Position bezogene Ironie, die in meinen Augen bis heute die einzig poetisch vertretbare ist, und eine semantische Unauslotbarkeit, die zugleich eine Öffnung ist über das Sprechen hinaus, in der sich etwas von der Latenz, Prozesshaftigkeit, Massivität und Vagheit der im Gedicht entwickelten Perspektiven auf den Lesenden überträgt. Explizit angeführte Gegen-stände, Szenen, Personen usw. haben über ihre szenische und narrative Eigenberechtigung im Gedicht hinaus den Status von Kondensationskernen, um die herum sich verschiedene Blick-winkel und Gesten des Sprechenden sammeln, deren Mit- und Gegeneinander die gedanklichen Bewegungen immer auch als affektive und emotive erfahrbar macht.
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