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Nicola Quaß: Und dann wurde es Abend

Gedichte > Zeitzünder
Nicola Quaß:


Und dann wurde es Abend,
und dann wurde es Nacht.
Wir fuhren westwärts
durch menschenleeres Land.
Allmählich verschluckte uns
auch die Dunkelheit hinter den Scheiben,
und um uns blies der Wind
wie eine unsichtbare Wand.
Klein und stumm fühlte ich mich
in dieser trockenen Stille,
Autoreifen schlürften
über heißen Asphalt.
Verhungerte Unterhaltung.
Wir waren Menschen
ohne Stimmung, eingegliedert in fremde
Finsternis. Vor uns die Straße ohne Aussicht
auf Licht. Im tiefen Schwarz
deines Atems entdeckte ich bald
die Offenheit späterer Stunden.
Der Wald und das Reh, wo kamen sie her?
Ich wiederholte, was geschehen war, vielleicht
schütteltest du darüber noch den Kopf. Später
regnete es aus verschmutzten Wolken.
Und unsere Mienen erschienen
im stotternden Licht.


(veröffentlicht in: Versnetze_elf, hrsg. von Axel Kutsch, Verlag Ralf Liebe, 2019)
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