Michael Heller: Der König
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Michael Heller
Beckmann-Variationen
(Auszüge)
übersetzt von Joachim Frank
7. Der König
[zu Beckmann: Der König]
Er, neben dem Rad. Hinter ihm verhüllt flüstert der Berater.
Niobe ist abgewandt, ihr Arm ruht angewinkelt
auf seinem Geschlecht. Mit Augen
im
Schatten versunken,
kommt sein Blick aus schwärzlichen Gruben.
Stuhl aus Eisen, drapiert mit Damast.
Die Instrumente? Verborgen, unter königlichem Dekor.
Die Weisen von Königen, die Weisen von Herrschern! Was kann ich noch
zusammenklauben aus dem
Ruinenrest des Palasts?
-- wie kann ich das Planetensystem noch zum
Erzittern bringen?
Nur so: durch Kapitulation. Oder das Rad in Schwung bringend. Die Untertanen bilden
den Chor: Hymnen singen
sie, lassen die Landschaft flimmern,
zum Stadtdiadem.
Mit halbgeschlossnem Auge im dunklen Verschlag,
schaut der Monarch heraus von dem Ort, wo
seine Staatsmacht schläft.
Könige haben die Macht von Statuen. Und Statuen begrenzen die Macht der Könige.
Die Kontur der Formen unscharf. Böswilligkeit ist hier kein Akt, sondern
Radianz.