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Markus Hallinger: Landschaft und Leut abseitig schief motiviert randständig – alles zusammen/gerafft gehoben und beiseit

Memo/Essay > Aus dem Notizbuch


Markus Hallinger


Landschaft und Leut abseitig schief motiviert randständig – alles zusammen/gerafft gehoben und beiseit



Wegmarken. Feldmarkierungen. Woran man sich hier festhält und orientiert. Ein Pfosten aus Eichenholz oder ein Findling, von dem man nichts weiß, der aber dem Platz seinen Namen gibt: am Stein. Oben am Stein. Oben, heißt es. Oben am Stein sind die Bäume krumm, dem Wind ausgesetzt. Hügel um Hügel zieht sich, dazwischen schlafen die Dörfer. Die Aussicht von Oben.

Landläufig wird diese Gegend schön genannt, die Höfe bestaunt. Fett und satt sind sie wie die Geranien und Kühe.

Blendungen einer Gegend. Aus was für nem Holz ist die?
Hemdsärmelig. Und mit der Faust bei Tisch, tut sich eine Haltung auf. Von außen gesehen: schräg und eigenartig, lautstark und blechern, wo die Musik spielt. Innen: Trachtenleder, Trachtenloden, spielt ein Garderobenstück, rundumadum. Süddeutsch versummt schlägts Maul auf. Mit einen Löffel drin oder einem Schuh sitzt einer an einem Tischlertisch und kaut aus seinem Winkel heraus: Sammamiadaodadandern. Wo keiner ist, eine Musikbox. Fangstagleioane. Reste von Hausmusik. An der Speckschicht am Holz, was herunterläuft, ist der Regen, die Tropfen synaptisch.

Weiter entfernen Ziegelwege, Kieswege und Schotter.  
Abseits der Straßen kommt weder das Landratsamt, noch kommt die Polizei. Unwegsames Gelände. Am Feldrand, wo Blindschleichen liegen und Fuchs und Hase zu sprechen beginnen, wächst das Dickicht heran. Abgewrackte Höfe. Halbverlassene Stuben. Das Graffel hinter den Häusern türmt sich wie die  Autoreifen, die in giftigen Rauch aufgehen.

So leicht kommt hier keiner hin. Quergängig und mit eigenem Gewicht braucht es einen feinen Sinn und ein Gehör, um hier her zukommen.

Es klingen nämlich weder die Wälder, noch klingen die Höhen. Eine Axt schlägt darin und das Geläut der Leut. Mit schwerem Gerät zu Leibe gerückt: es braucht Winde und Seil.

Es gibt das Daherreden und eine Sprache, die nimmt kein Blatt vor den Mund, die aber verstummt, sobald sie sich nicht auskennt. Das geht gegen den Strich und flucht. Mit dem Strich bewegt sich die Hand resigniert nach unten. Zwei sitzen sich gegenüber, und einer redet. Der andere starrt vor sich hin, - bis einer zuschlägt.

Es gibt keine Verköstigung hier. Nur ein fahles Licht wie ein Teller Wassersuppe. Da ragt diese Landschaft heraus, in Schemen, worin man umhergeht. Die Neigung der Bäume stellt sich gegen den Wind. Steine beiseit. Die Baumstämme wie Stelen.

Das ist so ganz anders als von Sonne beschienen. Im Halblicht der Pachtgrund ohne den Pächter. Gekreuzt: Erbrecht und Liegenschaften. Die schweren Teile: Feldsteine, gerückt. Ab geht’s ins Holz. Verdammte Plackerei!

Wenn sich der Blick wendet, über den Horizont schweift, andererseits, größere Ortschaften, Kleinstädte. Die Grenze liegt in der Sprache, die nichts greift.

Bereits eine Kunst ist es, jetzt auf den Zehenspitzen zu stehen und mit den Fingern die Zimmerdecke zu berühren.

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