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Hendrik Jackson: Proportionen mit Proteinen

Memo/Essay > Aus dem Notizbuch



Hendrik Jackson


Proportionen mit Proteinen


ein Abend in der Rumbalotte zu Berlin mit n Cotten



Ann, die n, lud uns ein zu einer Proportionen Sammlernnnie. was das ist? Sammlermanie? Samml-Ernie, versemmelt er nie nie nie? – alle nies (wurz!) so verschliffen, dass nur ns übrig blieben? A! einnergermitgazellezagtimregennie. echt Messsie, wunderbare Vermehrung, denn ein n wäre nur ein n wäre nur ein n, zwei klingen mehr nach anonymem Hinweis und erst drei nach Ann hoch n (wobei wiederum n = Ann gilt, was n = n = n widerspricht) – diese Ästhetennn!!! Ann Cotten ist also weiblich, männlich und allesammmtlich. hat sie jetzt mal so gespawned. es geht schließlich um Proportionen. also ein Pro und evtl. ein unanständiges Contra dagegen. das wäre dann eine Proportion. drei n sprengen schon mal das Gleichgewicht, das Geschlecht und das schlechte Gedicht.
ausgegebenes Motto der Party (vorab): lasst sie sammeln, dass die Zahlen & Figuren exponentiell überlaufen. und lief über nach Wien. so fand also die "Proportion Sammlers Convention" statt ohne die Leibhaftige in der Rumbalotte zu Berlin am 19.5. – und obwohl ja wochenlang gesammelt worden, war auch niemand sonst gekommen von den Sammlernnn – nie kommen die, n-n-nie! es wurde also mit Hilfe von skype heftigst (re)präsentiert.
n-visiert war allerdings kein "vages Assoziationsfeld" (obwohl es nur so rumpelte vor Raritätenladen) – die Sammlermaniacs heischten nach konkreten Aussagen (über Schräubchen einer alten Spieluhr? nein! über das Schweben von Proteinen, gezogenen von Vesikeln, wie sich heraus stellen soll) – also voran:
wie schön war uns noch in Erinnerung ihre letzte Lesung in der Rumbalotte!


damals, damals:
der Dramatiker Eric
und der Lyriker Steffen in
seliger Harmonie vor
dem Podest mit lesender Frau C.


– nun aber mussten wir auf ihre Anwesenheit verzichten, dafür sah man sie auf der Leinwand mit einem schwarzen Ring um das linke Auge und einer rechtsseitig schwarz verschmierten Schnauze (wie ein explodiertes Karnevalskätzchen). solcherart extemporierte sie skypezugeschaltet und warf sich aus der Zeit in die Proportionen. dazu moderierte ein Wiener Jemand und sprach abwechselnd ins Mikrofon (zum Publikum) und dann wieder zu ihr.
Schönberg zum Beispiel, und die neusten Harmonien. dazu quergelegte Dias von Bahnsteigen, Schienen und Schienen mit Kreide fiktiv verlängernde Streifen. Seitensatztonart, durch das das Grundmotiv angegeben wird. eine psychologische Erklärung IST eine musikalische Erklärung.
die Spannung des alle sieben Grundtöne umfassenden Publikums war, laut Mollderator, enorm – nur ein übrig gebliebener Dreiklang besoffener Oldies krabbelte-brabbelte unentwegt auf der Durtonleiter im Hintergrund.
dann kam endlich das Vehikel des Vesikels. ohne trial und error bewegte sich das Protein fort wie Donald Duck.
inzwischen wurde das Sept des Publikums zum Sextett. dazu erschienen Schachteln auf der Leinwand und ein Blumenfeld.
wer jetzt einschlief, wachte auf bei dem "Beischlaf als etwas, wo ein Sog entsteht ohne Absicht im Gegensatz zur Anziehung." aber klar, "dafür bräuchte es wieder Tabellen". dann lieber Wilhelm Reich (vegetative Erregungen, Erektionen und Kontraktionen).
die Ankündigung, dass der Abend in der Art bis 4 Uhr morgens weitergehe, sorgte in den hinteren Partikeln für erhebliche Erheiterung. dann las ein ... noch ein Wiener ... Bernhard Soafer? – woas? Koaine Ahnung ... dafür lagen Brathendl auf der Leinwand – "gesponsert in der Scheisserei." dazu das Bild "Flöte im Lärm". Verwerfung. Bilder bitte umdrehen! dadurch werde unklar, was darauf zu sehen ist. Ann behauptet, dass dann das Augenmerk auf die Proportionen gerichtet würde. Beispiel Lichtschranke und Eingang einer Bar.
wie schnell neigte es sich dann schon dem Ende zu, obwohl noch tausend Texte zu Schönberg vorlagen und die Frage aufkam, wie groß die Kinder der Römer waren (wie die Ägypter? ferner als die Eltern? gäbe Aufschluss eine Madonna mit einem für sein Alter ungemäß proportionierten Jesus, Stichwort: wie groß sind Putten?).
alles unbeantwortet, statt dessen Anrufung besoffener Kinder (die starben, bevor sie erwachsen wurden und dann volltrunken über den Champs Elysée liefen). und zu guter Letzt, lange erwartet: Proportionen in der Architektur und die Erkenntnis, dass gotische Kathedralen sich immer auf menschliche Proportionen bezogen (weil sie ja mit Elle, Speiche, Fuß etc. maßen). Goldener Schnitt, Obertöne etc. – all dies Schöne hat doch mit Mitschwingen zu tun, Wiederholungen von Verhältnissen. im Grunde dasselbe wie Millionen Billy-Regale. das sind doch handfeste Ergebnisse! das hatte schon was von Gestalttherapie, hier in der Rumbalotte der Kampftrinker. doch Ann schränkte gleich ein: jeder, der in der Gestalttheorie fortschreite, verliere den Verstand. sagte sie und verschwand "allein in den Wahnsinn".
doch, seien wir ehrlich, der Wahnsinn ist überall. die n öffnete nur einen Spalt auf eine mögliche Vermessung der Welt jenseits vermessener Maßnahmen und Anmaßungen. auf Proportionen also, die eine Harmonie irgendwann ermöglichen würden, jenseits der zurechtgeschnittenen und -gestutzten Welt.

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