Gábor Schein: Waldspaziergang
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Foto: Sophie Kandaouroff
Schein Gábor
Erdei séta
Ez történt: felgyújtották messzeföldön
a falvakat. Őszre járt; mondtuk a
vérszínű levél a legszebb, és unatkoztunk.
Szedegettünk gesztenyét, akik egy héjból
kettőt bontanak ki, és egymásnak adják
a felét, szerelmesek. A falvak felől
égő házak menekültek. Sírtak a szarvasok
az erdőn, és mondtuk, a lángszínű levél
a legszebb. Őszre járt, ez történt. Azóta
messzeföldön nem láttunk szarvasnyomot,
és sokat sírnak, akik szerelmesek. Ma
sem tudjuk, a történetben kik égtek
benne. Lombot gyűjtünk az erdőn, és
mondjuk, a sárga, a sárga a legszebb.
Gábor Schein
Waldspaziergang
So kam es: Weit und breit gerieten die Dörfer
in Brand. Herbst bricht an, sagten wir, das
blutfarbne Blatt ist das schönste, und langweilten
uns.
Wir sammelten Kastanien, wer in einer Schale
zwei findet und eine davon dem andern schenkt,
eine gegen die andre, der ist verliebt. Den Dörfern
entflohen brennende Häuser. Die Hirsche weinten
im Wald, und wir sagten, das schönste ist
das feuerfarbne Blatt: Herbst bricht an, so kam es.
Seitdem sahen wir weit und breit keine Hirschspuren
mehr,
und lange noch weinten die Verliebten. Bis heute
wissen wir nicht, wer in dieser Geschichte
verbrannte. Wir sammeln Laub im Wald
und sagen, das gelbe, das gelbe ist das schönste.
Deutsch von
Orsolya Kalász und Oliver Mertins
Aus: Gerhard Falkner
und Orsolya Kalász (Hg.), Budapester Szenen: junge ungarische Lyrik, Köln:
Dumont 1999
Gábor Schein (*1969 in
Budapest) lebt als Autor und Dozent für ungarische Literatur in Budapest. Er
hat zahlreiche Gedichtbände, Romane und Theaterstücke veröffentlicht. Seine
Bücher wurden unter anderem ins Englische, Französische, Serbische und
Bulgarische übersetzt. Auf Deutsch erschien 2004 sein Roman Lazarus in der Übersetzung von Wilhelm
Droste (Stuttgart: Edition Solitude). 2011 führte die Bayrische Staatsoper die
Oper Undankbare Biester mit seinem
Libretto auf. Nächstes Jahr kommt sein Roman Der Schwede beim Verlag Matthes und Seitz heraus.
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