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Francesco Berni: Zum Lob der Aale

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Francesco Berni:
Zum Lob der Aale

Übersetzt von Matthias Friedrich


In lode delle anguille

S’io avessi le lingue a mille a mille,
 
E fussi tutto bocca labbra e denti,
 
Io non direi le lodi delle anguille.
 
Nolle direbbon tutti i miei parenti
 
Che son che sono stati e che saranno,
 
Dico i futuri i passati e presenti.
 
Quei che son oggi vivi nolle sanno,
 
Quei c’hanno a esser nolle saperanno.
 
L’anguille non son troppo conosciute:
 
E sarebbon chiamate un nuovo pesce
 
Da un che noll’avesse più vedute.
 
Vivace bestia che nell’acqua cresce,
 
E vive in terra e ‘n acqua e’ n acqua e’ n terra;
 
Entra a sua posta ov’ella vuole, ed esce.
 
Potrebbesi chiamarla Vinciguerra:
 
Ch’ella sguizza per forza e passa via,
 
Quant’un più colle man la strigne e serra.
 
Chi s’intendessi di geometria
 
Vedrebbe ch’all’anguilla corrisponde
 
La più capace figura che sia.
 
Tutte le cose che son lunghe e tonde
 
Hanna in se stesse più perfezïone,
 
Che quelle ove altra forma si nasconde.
 
Eccene in pronto la dimostrazione:
 
Chè i buchi tondi e la cerchia e l’anella
 
Son per le cose di questa ragione.
 
L’anguilla è tutta buona e tutta bella;
 
E se non dispiacessi alla brigata,
 
potria chiamarsi buona roba anch’ella;
 
Ch’ell’è morbida bianca e dilicata,
 
E anche non è punto dispettosa;
 
Sentesi al tasto quand’ell’è trovata.
 
Sta nella mota il più del tempo ascosa;
 
Onde credon alcun ch’ella si pasca,
 
E non esca così per ogni cosa,
 
Com’esce il barbio e com esce la lasca,
 
Ed escon bene spesso anche i ranocchi,
 
E gli altri pesci c’hanno della frasca.
 
Quest’è perch’ella è savia e apre gli occhi;
 
Ha gravità di capo e di cervello;
 
Sa fare i fatti suoi me‘ che gli sciocchi.
 
Credo che se l’anguilla fussi uccello,
 
E mantenessi questa condizione,
 
Sarebbe proprio una fatica avello;
 
Perch’ella fugge la conversazione,
 
E pur con gli altri pesci non s’impaccia:
 
Sta solitaria e tien riputazione.
 
Pur poi che ‘l capo a qualcuna si stiaccia
 
Fra tanti affanni, Dio le benedica,
 
E a loro e a noi buon pro ci faccia.
 
Sia benedetto ciò che la nutrica,
 
Fiumi, fossati, pozzi, fonti e laghi,
 
E chiunque dura a pigliarle fatica.
 
E tutti quei che son del pescar vaghi
 
Dio gli mantenga sempremai gagliardi,
 
E per me del lor merito gli paghi.
 
Benedetto sia tu, Matteo Lombardi,
 
Che pigli queste anguille e da’le a noi:
 
Cristo ti leghi, e sant’Anton ti guardi,
 
Che guarda i porci le pecore e‘ buoi:
 
Dieti senza principio e senza fine
 
Ch’abbi da lavorar quanto tu vuoi.
 
E tiri a sè tre delle tue bambine,
 
O veramente faccia lor la dota,
 
E or l’allievi che le son piccine;
 
E i pegni dalla corte ti riscuota,
 
Disoblighiti i tuoi mallevadori,
 
E caviti del fango e della mota:
 
Acciò che tu attenda a i tuoi lavori,
 
E non senta mai più doglie nè pene;
 
Paghiti i birri, accordi i creditori,
 
E facciati in effetto un uom dabbene.


Auch wenn ich tausende und tausende an Zungen
 
besäße und ganz Zähne, Mund und Lippen wäre,
 
so könnte ich den Aalen nie mein Lob aussprechen;
 
und meine Ahnen, die, die sind, und die, die waren,
 
und die, die kommen, werden es nicht äußern können;
 
die Künftigen, Vergangenen, die Zeitgenossen;
 
die heutzutage leben, bringen es nicht fertig,
 
die schon verstorben sind, die können’s auch nicht,
 
und die noch kommen, bringen dafür nicht die Kraft auf.
 
Was Aale sind, das wissen wohl die allerwenigsten;
 
wer davon niemals einen vor die Linse kriegte,
 
der wird wohl meinen, dass der Aal ein neuer Fisch sei.
 
Das Tier, das, prall vor Leben, in Gewässern aufwächst,
 
zu Land, zu Wasser lebt, zu Wasser und zu Lande,
 
kommt hin, wohin es will, und schon macht es die Biege.
 
Es könnte wohl auch Vinciguerras Namen tragen,
 
natürlich zappelt es und kratzt ganz fix die Kurve,
 
egal, wie sehr man draufhält und sich daran klammert.
 
Wer einen Einblick in das Geometrische besitzt,
 
der sieht direktemang, wozu die Aale passen:
 
Es ist die räumigste der räumigsten Figuren.
 
All das, was länglich ist und rund wie eine Kugel,
 
ist oft schon aus sich selber ohne Fehl und Tadel
 
als jene, die im Innern eine andre Form verstecken.
 
Der Nachweis hierzu folgt auf allerschnellstem Wege:
 
dass runde Bäuche und der Ring sowie die Kreise
 
nur existieren, um nichts von sich preiszugeben.
 
Gut ist der Aal, und er ist schön – in jeder Hinsicht;
 
und wenn’s der Allgemeinheit nicht so sehr missfiele,
 
dann könnte er, auch er, ein gutes Ding sich nennen;
 
wie biegsam er doch ist, wie weiß, wie aromatisch,
 
auch ist er nicht als hinterfotzig zu bezeichnen;
 
man spürt ihn instinktiv, wenn man ihn anstreift.
 
Im Allgemeinen hält er sich im Schlamm verborgen,
 
wo er, wie manche glauben, Nahrung findet.
 
So kommt er nicht heraus für jede kleine Sache,
 
wie es die Barbe macht und wie es auch der Lau macht,
 
und wie es auch die Frösche ziemlich häufig machen,
 
die andern Fische, die sich hinter Laub verbergen.
 
Das bloß, weil er so klug ist und die Augen aufsperrt,
 
weil er bedächtig seine kleinen, grauen Zellen einsetzt
 
und er um vieles klüger handelt als die Narren.
 
Ich spekuliere: Falls der Aal ein Vogel wäre,
 
und alles beibehielt, was ich skizzierte,
 
dann wäre es wohl eine Mühe, ihn zu packen.
 
Um jeden Klönschnack nämlich macht er einen Bogen
 
und kümmert sich auch niemals um die andern Fische,
 
er bleibt für sich und wird sehr gerne hochgeachtet.
 
Auch wenn in Anbetracht so vieler Kümmernisse
 
ein Aal den Kopf einzieht, wird Gott ihn sicher segnen,
 
und er den andern und auch uns nur Gutes bringen.
 
Gesegnet sei, was ihm auch immer Nahrung gibt,
 
die Flüsse, Gräben, Brunnen, Seen und die Quellen;
 
all jenen, die sich irgendwie dem Fischen widmen,
 
soll Gott für immer ihre Tapferkeit bewahren;
 
nun gut, er zahle ihnen aus, was ihnen zusteht.
 
Lombardi, dir sei großer Segen zugesprochen,
 
du schnappst dir diese Aale, gibst sie an uns weiter,
 
es binde dich der Herr, es schütze dich Antonius,
 
der nach den Schweinen schaut, den Schafen und den Ochsen;
 
er soll dir bis in alle Ewigkeit erlauben,
 
dass du dich an die Arbeit setzt, wann du es möchtest.
 
Drei deiner kleinen Töchter führe er nach Hause,
 
er gebe ihnen eine recht passable Mitgift,
 
er ziehe sie schon jetzt heran, wo sie noch klein sind,
 
er gebe dir zurück, was lange schon verpfändet,
 
entpflichte dich von dem, wofür du bürgen musstest,
 
und rette dich – in Schlick und Modder bliebst du stecken.
 
Auf dass du dich in deinen Tätigkeiten übest
 
und niemals, niemals Schmerz noch Unbehagen spürest:
 
Er zahle deine Häscher aus und deine Kreditoren,
 
mit seiner Hilfe kannst du dann auch Anstand zeigen.
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