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Fernando Pessoa: Depois que as últimas chuvas passaram para o sul

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Depois que as últimas chuvas passaram para o sul


Nachdem die letzten Regenschauer nach Süden abgezogen waren und nur der Wind, der sie weggefegt hat, zurückgeblieben ist, ist die Freude der gewissen Sonne zu den Anhäufungen der Stadt zurückgekehrt, und die hohen Fenster der mannigfarbigen Gebäude hängen voll weißer Wäsche, die an den zwischen Stöcken gespannten Seilen tanzt.

Auch ich freute mich meines Daseins. Ich ging aus dem Haus mit einem großen Ziel, nämlich rechtzeitig im Büro zu sein. Doch an diesem Tag hatte der dem Leben eigene Zwang Teil an jenem anderen guten Zwang, der die Sonne zu den Kalenderstunden, entsprechend den Breiten- und Längengraden der Orte der Erde, erscheinen läßt. Ich fühlte mich glücklich, weil ich mich nicht unglücklich fühlen konnte. Ich ging geruhsam die Straße hinunter, voller Gewißheit, denn schließlich waren das bekannte Büro, die bekannten Leute Gewißheiten. Kein Wunder, daß ich mich frei fühlte, ohne zu wissen wovon. In den am Rand der Bürgersteige der Rua da Prata aufgestellten Körben waren die zum Verkauf angebotenen Bananen, unter der Sonne, von einem großen Gelb.

Ich gebe mich letztlich mit sehr wenig zufrieden: das Aufgehörthaben des Regens, das Vorhandensein einer guten Sonne in diesem glücklichen Süden, die wegen ihrer schwarzen Flecken gelberen Bananen, die Leute, die sie verkaufen, weil sie sprechen, die Bürgersteige der Rua da Prata, im Hintergrund der Tejo, zu Gold hin grünliches Blau, dieser ganze häusliche Winkel des Systems des Universums.

Es wird der Tag kommen, an dem ich dies nicht mehr sehe, an dem mich die Bananen vom Rand des Bürgersteigs überleben werden, und auch die Stimmen der schlauen Verkäuferinnen, und die Tageszeitungen, die der Junge nebeneinander an der Ecke des anderen Bürgersteigs der Straße ausbreitete. Ich weiß wohl, daß die Bananen andere sein werden, und daß die Verkäuferinnen andere sein werden, und daß die Zeitungen für den, der sich sie anzusehen zu ihnen neigt, ein anderes Datum haben werden, das nicht das heutige ist. Doch bestehen sie, weil sie nicht leben, weiter, wenn auch als andere; ich, weil ich lebe, vergehe, wenn auch als derselbe.

Diese Stunde, ich könnte sie gut feiern, indem ich Bananen kaufte, denn mir kommt es vor, daß sich in ihnen die ganze Sonne des Tages sammelte wie ein Scheinwerfer ohne Stromquelle. Doch schäme ich mich vor Ritualen, vor Symbolen, vor Straßenkäufen. Man könnte mir die Bananen nicht richtig einwickeln, sie mir nicht verkaufen, wie sie verkauft werden müssen, weil ich sie nicht so kaufen kann, wie sie gekauft werden müssen. Man könnte meine Stimme seltsam finden bei der Frage nach dem Preis. Besser ist es zu schreiben, statt zu leben wagen, auch wenn leben nicht mehr hieße als Bananen in der Sonne zu kaufen, solange die Sonne weiterbesteht und Bananen verkauft werden.

Später, vielleicht … Ja, später … Ein anderer, vielleicht … Ich weiß nicht …


170 - 30. 6. 1931
übersetzt von Werner Wanitschek


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