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Ernst Penzoldt: Berufsqual

Poetik / Philosophie > Glossen

Ernst Penzoldt:

Aus "Berufsqual"

(Bei einem Leseabend in München, 1952, anlässlich seines 60. Geburtstags)


„Das Thema dieser Betrachtung, wie anmaßend es auch klingt, bin ich, ist das „Ichts“. Die Antike kannte dieses Wort im Vergleich mit dem Nichts. Es ist, glaube ich, das ewige Thema aller Kunst und somit wohl auch das meine. Es kommt eigentlich immer auf ein Selbstporträt hinaus. (...) Müßig erscheint es mir, mich zu fragen, was von meiner Spur bleibt. Sicher nicht die Freuden (und Leiden), die ich selbst dabei hatte, also die Augenblicke. Sie decken sich nicht mit dem, was dann auf dem Papier steht. Und weil ich nun schon aus der Schule plaudere, warum soll ich es nicht sagen, daß mir einmal jemand sagte: „Am liebsten sind mir Deine Briefe.“ Da müht man sich nun sein Leben lang ab, Kunstwerke zu schaffen, und bekommt das gesagt! Also das Private wäre es dann nur, das sonst eigentlich niemanden angeht als das andere Ich! Wäre es möglich, daß die sogenannte künstlerische Unsterblichkeit gewissermaßen unter vier Augen bleibt? Warum nicht!“

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