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Crauss: ein song der beschreibt wie du nachhause kommst

Gedichte > Zeitzünder

Crauss.:


ein song der beschreibt wie du nachhause kommst

ich wollte dir ein gedicht schreiben
über den moment als du nachhause kamst
nach einem tag der eine hatz war
und an dem du wieder keine worte gefunden hattest
als jemand somerville schlecht machte den du mochtest
und du ein gedicht schriebst
und versuchtest krakeliger zu schreiben aber wie engelwerk
sich die gemeinsten phrasen verschnörkelten
zu einer schönen jungenschrift
und du endlich nachhause kamst
und nicht recht wusstest ob das wirklich dein zuhause war
weil du nichts erwarten konntest ausser einer leeren küche
und dein herzelein boom machte aufpoppte wie in einem popsong
weil du nicht erwarten konntest dass dort ausser deiner bänd
noch einer sitzt und rosenkohl schält
und alles tut um dir ein abendessen zu bereiten
und der schon seit stunden nur auf diesen augenblick gewartet
und um seine aufregung zu unterdrücken in einem bändbett gepennt
und mit den hunden ausgegangen war
und der für diesmal damit einverstanden war dass du die bänd begrüsstest
ihn aber kaum beachtetest oder zumindest so tatest
weil alles freudige freuen zuviel gewesen wäre
weil da noch jemand war der nicht darüber sprechen konnte
der es dir aber übel genommen hätte und es dir übel nimmt
wenn dein herz nicht ganz dem seinen gehört
und der sicher trotzdem bemerkte dass der raum voller engel war
seit du nachhause gekommen warst und dein herzelein boom gemacht hatte
weil du nichts erwarten konntest und dann einer da sass
der dir ein bitteres essen bereitete und der schon längst hätte
sein sollen in seiner eigenen küche bei seinen eigenen liedern
und der nicht mehr recht wusste wo sein zuhause war
denn sein zuhause war stets eine dunkle kuhle gewesen
obwohl da einer war der sein leben gab diese kuhle mit liebe zu füllen
und du ahntest das alles aber konntest nicht rechnen damit
dass es boom machen und eine schar engel dich wiegen würde in wonne
als da einer sass in der küche der versuchte seine aufregung sein eigenes boom
hinter einem milden blick zu verbergen
und der dankbar war dass die bänd all das ignorierte
und merkte dass du müde die schuhe auszogst
nicht aber dass du es nur für den einen tatest
dass du nie wieder seitdem einmal die rede davon gewesen war
deine bunten socken sondern aus spass die fiesen kurzstrümpfe getragen hattest
die du jetzt demonstrativ aber nur für den einen war es ein zeichen
von deinen füszen zogst und du warst nicht der einzige
der deine füsze in diesem moment mochte du mochtest sehr wenig an dir
und ahntest nur halb wie sehr du gemocht wurdest
und spieltest aus einem impuls mit dem essen
weil du zwar hungrig warst aber nicht nach pilzen und kohl
und wie dir die engel die sinne verrückten
und ein herz aus dem ragout schnitten
und der raum voller engel war seit du nachhause gekommen warst
und du ganz langsam begriffest dass da noch mehr jungen waren
von deiner art und du nicht alleine und die engel
dich niemals im stich lassen würden egal welche hatz
dein tag war wie kieselmatt und lächerlich klein du dich fühltest
zwischen spinnern und spieszern und weirdos
die sich am ende genauso verloren und fehl am platz
und zwischen edelsteinen als einzelstück fühlten

ich wollte dir ein gedicht schreiben
darüber dass du glaubtest gespenster zu hören
als du sahst dass die küche nicht leer und dein zuhause
nicht eine wohngemeinschaft sondern stets eine kuhle
in deinem herzen sein würde das manchmal boom macht
wenn du nicht damit rechnest die gespenster aber
ein stoszgebet und ein himmlischer chor waren
in einem song der beschreibt wie du nachhause kommst
und nicht erwartetest einen der engel in der küche zu sehen

aber es gibt tausende solcher
du bist nicht allein auch wenn du es glaubst
und im wald eine hand nehmen willst und du dich nicht traust
und einer es merkt und es auch will und sich verheddert
und angst hat dich in den arm zu nehmen
weil er fürchtet man könnte bemerken er will es am liebsten
immer und dich garnicht mehr loslassen
und wenn schon

und wenn du wie er glaubst
ganz allein zu sein fängt dein herz an die trommel zu schlagen
und es setzt ein orchester ein
und du weisst dann wo du zuhause bist

darüber wollte ich schreiben
aber ich liess es sein denn jedes wort
wäre zuviel gewesen
und der augenblick nicht mehr
als die erinnerung an einen zufall


In Crauss.: Bunte Socken tragen. Lyrik. Siegen (HANDverlag) 2015. Pappschachtel mit Fotopostkarten und 1 Paar Socken.
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