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August Stramm: Kräfte

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August Stramm


Kräfte


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Ein Ehepaar
Ihre Freundin und sein Freund
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I


Die Parkbäume spielen Schatten durch Fenster und Tür.


Sie am offenen Fenster, starrt hinaus, wendet jäh, stemmt die Faust
Frauenlachen aus dem Park
Sie gurgelt, zischt, krampft so bebt ins Zimmer so! stürzt zum Spiegel, streicht Haar und Gesicht,  

wendet, starrt hilflos, tonlos nachsprechig schön unbeschreiblich anmutig

Welke Blätter büscheln durchs Fenster
Sie rast, zertritt, stampft, schleudert Moder! erstarrt, nestelt ein Blatt aus dem Haar, hält die

ausgestreckte Hand, versinkt wer? krallt das Blatt, schlägt die Luft, stößt den Fuß, erschrickt

Frauenlachen unter dem Fenster
Mannstimme lockt Schatz! Schatzi?!
Fraustimme fragt huhu?
Mannstimme hörst Du?
Sie schüttelt Krampf
Mannstimme wir wollen reiten
Fraustimme herrlich
Mannstimme die Herbstsonne
Fraustimme jetzt
Sie schraubt den Kopf zwischen beide Fäuste, wuchtet mühsam herum ich... reite... zur Nacht...

zur Nacht das Mondlicht

Fraustimme lacht glücklich Nacht!
Hände klatschen
Fraustimme Mondlicht
Sie knirscht die gekrampfte Faust zwischen die Zähne rrrrsch
Fraustimme beglückt ich reite reite zur Nacht! Mondlicht
Mannstimme lacht
Sie starrt
Freundstimme wir reiten alle
Sie erwacht, ordnet das Haar, ruckt das Kleid
Mannstimme zusammen
Fraustimme, Mannstimme, Freundstimme jubelnd zusammen
Sie atmet, tritt gemessen zum Fenster
Lachen draußen
Sie fingert Blätter
Freundstimme lacht Überschütten
Fraustimme übermütig Blätter!
Sie scharrt Blätter vom Fensterbrett hinaus, trocken, hart verwelkt! verwelkt!
Freundstimme lacht begraben!
Sie erregt nicht .. nicht .. nicht
Freundstimme im
Fraustimme, Freundstimme lachend zusammen Mondlicht?
Sie fröstelt es frostet tritt zurück
Er schwingt hoch und springt hinein
Sie schrickt die Hände entgegen
Lachen draußen
Er reißt sie an sich, sieghaft wer?
Sie wehrt Du entwindet zum Fenster
Er neben ihr, lacht ich?
Sie weist hinaus
Er lacht sie laufen fort, ja! legt den Arm um
Sie entschlüpft, scharrt Blätter und liegt auf dem Diwan, die Hände unterm Kopf
Er sitzt zu ihr, schäkert
Sie wirft den Kopf zur Wand
Er beugt zärtlich Du?!
Sie tonlos nachsprechend un...be...schreiblich
Er forscht was?
Sie jäh hoch und starrt
Er fährt übers Haar Liebe!
Sie stößt ihn zurück, reißt ihn an sich, umschlingt ich will auch nicht
Er leicht erstaunt was denn?
Sie läßt schroff los und stapft zum Fenster ich will!
Er schaut verwundert, unruhig was willst Du?
Sie die Sonne liegt auf den Baumwipfeln
Er tritt zu ihr, weich, besorgt Kind!
Sie strafft, wendet und forscht sein Auge
Er Kind!
Sie hart ich!
Er legt die Hand auf ihre Schulter
Sie wendet brennen! greift ein Flakon vom Diwantisch und bespritzt ihr Gesicht
Freund und Freundin lachend, leicht erhitzt durch die Parktür
Freundin die Sonne!
Freund begeistert zwischen den Bäumen
Freundin blendet die Augen es ist ganz dunkel hier
Sie schrillt Licht! schaltet ein
Freundin ah!
Sie schrillt die Klingel
Freundin tappt geblendet jetzt bin ich ganz blind fällt lachend in den Sessel
Diener durch die Flurtür bringt Tee
Sie so? schenkt ein und reicht halb wendend der Freundin die Tasse
Freundin will nehmen danke
Sie kippt die Tasse um
Freundin springt im Schrei
Sie hält die Untertasse starr
Er und Freund springen zu
Freundin tupft das Taschentuch ans Kleid
Freund hebt die Tasse nicht zerbrochen!
Sie lacht schrill kurz auf, nimmt die Tasse mit freundlichem Nicken, wird lebendig, tupft die

Freundin mit der Serviette niederknieend oh... ich...

Freundin es ist nicht schlimm
Er tupft den Arm der Freundin nicht der Arm?
Sie beugt ganz tief und tupft ganz unten ich bin untröstlich
Er legt beruhigend flüchtig die Hand auf ihren Nacken
Sie schnellt wehrig heftig auf dann sofort beherrscht ja
Freundin ich geh nach oben
Er hastig, galant dem Mädchen klingeln! öffnet die Tür und folgt der Freundin
Sie schaut den Freund an in Triumph
Freund unsicher
Sie schenkt ein und reicht lächelnd
Freund tastet verwirrt
Sie lächelt sie fällt nicht
Freund nimmt und schlürft hastig so?
Sie immer lächelnd, schenkt ein, stellt die Tasse auf den Diwantisch, sitzt, schaltet die Tischlampe

und dreht das Dunkel des Seidenschirms auf ihr Gesicht, heiter rauchen Sie?

Freund hastet die Zigarettendose vom Tisch und bietet ihr
Sie nimmt lächelnd danke
Freund hastet Feuer
Sie zieht langsam wohlig danke
Freund zündet eine Zigarette an und schlenkert aus
Sie lächelnd langsam Sie werden Feuer stiften
Freund starrt prüfig, rückt zusammen ich brenne schon
Sie springt auf, reckt den Arm und geht zum Fenster aah... mein Mann ist ein guter
Freund starrt nach
Er tritt ein so!
Sie der Mond
Er neben ihr ja... der Mond
Sie wirft die Zigarette verekelt äh prüstelt Tabak, tritt zum Tisch und schlürft Tee
Freundin reitfertig ich habe mich fertiggemacht
Sie schrofft die Tasse hin nein
Freundin und Freund betreten
Er bestürzt was?
Sie ruhig kalt ich reite nicht
Freundin starrt bestürzt umher
Sie die Kälte schließt das Fenster
Er ratlos Du
Freund raucht nachdenklich
Freundin sitzt, den Kopf auf der Brust
Sie schauert und schließt die Parktür
Freundin schluchzt verhalten oh
Sie strafft Kind nein nein stürzt hinter den Stuhl der Freundin und armt so nicht, nicht, ich reite!

ja! ich reite! erschöpft es ist heiß furchtbar heiß hier

Er öffnet das Fenster
Sie zwingt die Freundin hoch und faßt sie unter komm
Freund öffnet die Parktür
Sie wendet in der Flurtür zum Freund matt, freundlich danke schön danke
Freund in der Parktür, stemmt die Hüften, pafft über die Schulter zur Flurtür nach
Er boxt
Freund wendet und schaut wen wehrst Du?
Er hört erschöpft auf ja
Freund steckt die Hände in die Tasche, gleichmütig ja
Er stürzt raus


II


Sie nestelt am Fenster wer?
Freundin sitzt am Tisch, hebt das Glas was fragst Du?
Sie weicht aus Du hast Durst nach dem Ritt?
Freundin nickt und trinkt
Sie stellt fest ja! das war das Glas meines Mannes
Freundin schrickt das Glas hin
Sie nestelt, wendet und blickt raus
Freundin stört hoch wer? wer?
Sie dreht den Kopf und blickt auf sie an wen denkst Du?
Freundin erschrocken ich... ich...
Sie ruft in den Park Männe
Freundin stammelt sprachlos
Er in der Parktür wer vermißt mich?
Sie ruhig dein Glas
Er lacht und streckt die Hand zum Glas
Freundin hält ihm den Arm nein nein
Sie zuckt verächtlich Kind geht zur Parktür
Freund tritt in die Parktür
Freundin läßt seinen Arm los
Er verdutzt und?
Sie könnt ihr keinen Scherz verstehn?
Teller klappern auf der Terrasse
Sie nimmt den Arm des Freundes
Freundin überhastig ich gehe mit
Sie neckt zum Freund sie will uns nicht allein lassen
Freundin ratlos betroffen
Sie neckt zur Freundin verraten
Er bietet der Freundin den Arm, neckt wir gehen!
Freundin schaudert, sammelt sich, nimmt hell auflachend den Arm und springt mit Ihm an den

beiden vorbei in den Park

Sie lacht hinterher faßt den Arm des Freundes fester ich liebe sie
Freund zuckt
Sie obenhin ja
Freund hilflos ja
Sie Sie auch?
Freund stammelt ich... ah
Sie in heller übermütiger Lache Sie lieben den Mond
Freund ratlos, verlegen er scheint heute hell
Sie schaut in den Mond, nach einer Weile Sie haben scharfe Augen?
Freund ich
Sie läßt seinen Arm, rückt einen Stuhl ich bin müde sitzt, nach einer Pause erschöpft mein Mann

findet sie unbeschreiblich anmutig

Freund zuckt wer?
Sie gähnt leicht, gleichgültig ja
Freund tritt voll innerer Unruhe
Sie nach Pause gleichgültig wer kommt da?
Freund späht gespannt wer?
Sie beobachtet ihn
Freund nein
Sie spöttelt Ihre Augen
Freund aufgeregt immer spähig oh meine Augen sind scharf
Sie nach Pause lächelnd auf wieviel Schritt schießen Sie ins Herz?
Freund jäht zu ihr um, hastet zu ihr, nimmt ihre Hand und küßt sie ich bin ungezogen?
Sie erhebt sich ruhig galt das mir?
Freund starrt sie hilflos an
Sie lacht schrill gell in die Nacht
Aufschrei schrickt im Park
Sie tritt in die Tür wer schrie da? so? so zieht ihn zu sich sehen Sie! ruft seid ihr da?
Freundin atemlos aus dem Park oh oh stolpert und sinkt in einen Stuhl wer hat nur so...?
Sie beobachtet seid ihr erschrocken?
Er tritt hastig gezwungen lachend ein es wird ein Kauz gewesen sein
Sie leicht spöttisch ja ein Käuzchen, die Nacht hat euch erschreckt lacht ja die Nacht! faßt den Freund unter wir gehen das Käuzchen schrecken! lacht auf
Freundin hebt, starrt, horcht war das?
Er beruhigt es tut mir leid
Freundin Sie? ich gehe nicht wieder kauert ich habe Furcht
Er küßt ihre Hand
Freundin entsetzt wir wollen nie wieder gehn nie!
Er bietet eine Zigarette an
Freundin nimmt
Er gibt Feuer die Ängste verpaffen! Übrig bleiben Sie und ich! zündet an und wirft das

brennende Streichholz durchs Fenster

Grelles Auflachen stiebt rein
Freundin hoch, an allen Gliedern zitternd
Er schrickt und starrt zum Fenster
Sie tritt lachend ein Kinder prüft ihr Kleid ihr habt mich angesengt beinahe
Freund hinter ihr mit drohenden Augen
Sie lacht liebenswürdig wir leben auch noch! ihr Feurigen
Freundin erlahmt, stottrig o
Sie scherzt was?
Freund stößt die Zigarette im Aschbecher entzwei
Sie schaut Sie Zerstörer
Freund tritt zurück ich?
Sie weicht ab wir alle wendet es ist gedeckt nimmt die Freundin untern Arm und schiebt sie zur

Tür, gibt die Willenlose in der Tür lachend dem Freund, holt ihren Mann und geht mit ihm raus



III


Gedämpftes Licht


Sie starrt in Gedanken
Er vom Park ihr seid alle schnell vom Tisch? legt die Serviette hin
Sie streift langsam umständlich den Trauring und legt auf den Diwantisch
Er erstaunt was tust Du?
Sie er tut weh
Er greift zum Ring lassen wir ihn weiter machen
Sie hart nein
Er betroffen Du...?
Sie trocken er ist weit genug
Er starrt
Sie immer bewegungslos den Rücken zum Fenster wo sind sie?
Er lacht befreit und schaut zum Fenster sie werben
Sie bewegungslos
Er wirbt zu ihr sie werben! Du!
Sie wehrt die Hand still
Freund und Freundin treten stumm ein
Sie lebhaft umschlagend keine Furcht mehr draußen?
Freundin hart, gepreßt ich
Sie scherzt jetzt graust mich nimmt den Arm des Freundes und geht mit dem Freund in den Park
Freundin starrt nach den beiden um
Er tritt auf sie zu
Freundin wehrt entsetzt schweigen Sie! nicht! nicht! nur schweigen! gleich lacht sie... o gleich...
Er bedauert das hat Sie erschreckt
Freundin immer die Augen zurück machen Sie heller hier
Er schaltet Flammen ein
Freundin heller voll Angst und Beben ich will nichts gar nichts
Er tritt neben sie und nimmt ihre Hand
Freundin reißt los lassen Sie! lassen Sie! ich spreche nicht! ich spreche tritt plötzlich fest auf ja

stark ich verlobe mich! ich verlobe mich

Er faltet die Hände
Freundin hebt die Hand, horcht da lacht?...
Er läßt die Hände fallen Sie sind erregt
Freundin entschlossen ich will! doch! hastet in den Park
Er ihr nach hier! hier! Sie finden ja nicht!
Freund und Sie vor der Tür, starren den beiden nach
Sie die haben Eile
Freund starrt nach ja
Sie die haben uns nicht gesehen
Freund nein
Sie lebhaft sehen Sie! sie laufen! laufen
Freund unbeherrscht ich
Sie lauert kalt o bis dahin treffen Sie nicht
Freund erschrickt
Sie tritt in das Zimmer die Luft ist aufgeregt
Freund stapft gezogen nach ja starrt in den Park
Sie ruhig gleichmütig weshalb erklären Sie sich nicht?
Freund wendet überrascht zu ihr
Sie lächelt weshalb?
Freund starrt wieder in den Park sie hat mich abgewiesen
Sie spannt hoch
Freund vorhin! ja!
Sie forscht vorhin?
Freund nickt
Sie nahe zu ihm, legt die Hand auf seinen Arm
Freund zuckt zusammen
Sie weich anschmiegend ich hasse
Freund starrt sie an
Sie wehmütig ja mein Mann
Freund fährt um und starrt sie an, unbeherrscht sprachlos, packt derb ihren Arm wer? wer?
Sie blickt ihn ruhig an ich
Freund löst gebrochen, schwach Verzeihung stöhnt leise
Sie in heller plötzlicher Angst, fleht aber Sie dürfen nicht!... nicht wahr...? das tun Sie nicht! o!

versprechen Sie! wenn Sie mich! etwas für mich! bitte! bitte

Freund macht eine wehrige Handbewegung
Sie forschig bang Sie werden es nicht tun!
Freund schwach ich habe kein Recht
Sie trotzend, forschig hart Recht?!
Freund weh Recht

Schweigen


Sie
schwach ich leide so
Freund küßt ihre Hand
Sie läßt ihm die Hand mein Mann ist gut! gut Sie finden Ihr Glück! Schweigen Gedanken!

Peitschen! Stoßen! Grauen! alles verloren!

Freund spannt in den Park
Sie folgt seinem Blick sie kommen läßt seine Hand los ihr tappt im Dunkel? wir sind in der Helle!
Er und Freundin treten nebeneinander ein
Er hastig suchen wir suchten bricht ab, zum Freund Dich
Freund spannt hoch
Freundin erschöpft ich geh jetzt, ich bin müde, müde, ich kann nicht, unfähig schleppt ohne

umblicken hinaus zur Flurtür ich kann nicht

Er und Freund staunen hilflos nach
Sie kalt jeder muß alleine tragen! alleine? setzt sich erschöpft es war zu viel heute scharf, spitz,

gestrafft zum Freund o Sie... ?

Freund fährt aus Versunkenheit ertappt ich ich
Sie erhebt sich ruhig fest zu ihrem Mann im Vorbeigehen er hat mich angefaßt!
Er verständnislos
Freund verständnislos
Sie reibt ihren Arm ja angefaßt tritt zum Fenster, blickt in die Nacht ich sage nicht mehr.
Er spannt den Blick auf den Freund
Freund strafft und steht dem Blick
Sie klammert das Fensterkreuz, schwach, weh angefaßt, Gewalt.
Er begehrt auf
Freund geht kalt an ihm vorüber zur Tür
Sie in fliegender Angst nicht, nicht ihr tut das nicht, ihr schießt nicht, nicht schießen! nicht!
Freund steht in der Tür und blickt auf sie zurück forschig
Sie wirft grelle Lache auf den Freund Jetzt müssen Sie schießen! jetzt müssen Sie! müssen Sie!

Sie müssen !

Freund zuckt taumelt, hetzt in die Nacht
Sie am Fenster, ruft nach Sie! Sie! Sie!
Er erwacht was?! das?! was war das?! wo stehst Du? Du?!
Sie kalt ich steh auf meinen Füßen
Er bäumt auf Du!!
Sie blickt ihn kalt Du!! Mann!!!
Er schlägt die Hände vors Gesicht in Schluchzen
Sie peitscht das Taschentuch in die Luft und den Ring vom Tisch, ballt die Faust, geht

verächtlich vorüber

Er die Hände vors Gesicht gekrampft geschüttelt


IV


Die Diwanlampe leuchtet


Sie horcht die Hände gekrampft zur Tür komm! kommen! schüttelt in Schluchzen lieb! lieben!

kauert auf den Diwan komm kommen! komme! schweigt und spannt fühlen, fühlen! ringt die Hände zur Tür ich habe lieb! erblickt den Ring auf der Erde, stürzt, hebt hoch, betrachtet und steckt sorgsam wieder auf ich zieh ihn auf! ich ziehe ihn wieder auf zeigt die Hand ins Leere sieh, sieh... preßt die Hände an die Schläfen und starrt zur Parktür oo! hetzt an die Tür, stößt mit Händen und Füßen die Nacht, zurückweichend nein Nacht! schiebt vorwärtsstemmend etwas hinaus kalt! wirft in der Tür die Hände hoch hinausgehend wiederkommen! nicht wiederkommen! preßt den Kopf besinnend Liebe Liebe lehnt die Tür, weich weh ich liebe! ja! schrickt auf und dreht die Faust der Tür Du! starrt entsetzt und wehrt mit beiden Fäusten stehen! stehn taumelt wirr in das Zimmer Wände! taumelt! schaut entsetzt umher, rast gegen die Wand und stapft mit dem Fuß dagegen stehen! steh! schleicht gebückt zum Diwan still! kauert angstgehetzt umherblickend zu den Wänden nicht laufen! laufen! so lauft doch nicht! springt auf und würgt sich die Hand an die Kehle Das Gewürge! Gewürge! ihr würgt mich!

Er tritt in die Parktüre mit Mantel und Hut Du bist hier
Sie schrickt furchtbar, fällt zu Boden, springt hoch, geht mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu,

stark o Du kommst! Du kommst! leben

Er ruhig ich suche Dich
Sie umschlingt nicht. Dich! Dich! Dich! Du!
Er schaut sie an ruhig ich wollte für jeden Fall
Sie hält ihm die Hand auf den Mund es ist alles nicht wahr! nicht wahr! nicht wahr!
Er wiederholt mechanisch nicht wahr
Sie Lüge! Lüge! gelogen! Lüge lügt!
Er verständnislos lügt
Sie immer leidenschaftlicher hat er nicht gesagt? gesagt? nicht gesagt?
Er ruhig er schießt!
Sie stemmt ab, taumelt zum Tisch und legt das Gesicht auf den Arm ooo
Er legt die Hand auf die Schulter
Sie springt auf stark visionär Du stirbst
Er streichelt sie weich sterben
Sie Du
Er lieben
Sie wirft um und klammert Du wirst nicht gehen
Er ruhig ich gehe!
Sie entwindet sich ihm jäh Du!
Er armt weich nach ihr Du Du
Sie stößt ihn mit beiden Händen zurück Du Du Du! gehen! gehen! lügen! lügen! ich weiß nicht

Wahrheit! wo lügt Wahrheit?

Er lügen?
Sie weicht und stößt, zischt ich hasse Dich gellt ihm ins Gesicht tot!
Er tritt einen Schritt zurück
Sie lacht gellend auf und ordnet im Nacken das Haar mit beiden Händen
Er haucht Du bist..! fasse Dich! hält ihr die Hand hin ruhig eine Weile
Sie wendet ab
Er schließt den Mantel wenn Du mich liebst
Sie jäh zu ihm wenn Du mich liebst
Er hält ihr die Hand hin das gilt die Karte
Sie beugt über den Tisch, stemmt die Ellbogen auf und hüllt das Gesicht in die Hände
Er küßt ihr Haar, geht schnell ohne umzublicken in den Park
Sie fährt hoch, streckt die Hand ihm nach, setzt den Fuß und bleibt stehen

Ihre Haltung löst langsam


Sie matt schlaff gefangen eine Weile peitscht auf und wütet die Venus in dem Winkel zwischen

Parktür und Flurtür fort! fort! hält inne nein! bleib! bleib! hetzt die Reitgerte vom Tisch und peitscht die Venus runter! runter! kuschen! kusch! läßt erschöpft ab, schleudert die Peitsche fort, wendet und knirscht in Schauern nun fallt! fallt Wände! fallt! würgt! würgt! erstarrt, stützt die Faust auf den Tisch, spannt ab, schüttelt heiter den Kopf leicht würgt!

Die Tür klopft
Sie spannt hoch
Freundin im Nachtgewand
Sie starrt
Freundin zaghaft verzeih, ich hörte sprechen
Sie rauh Du? so spät in Nacht? so früh am Tag?
Freundin schauert, tritt ein und schließt die Tür
Freundin ich bin unruhig
Sie abwesend so so
Freundin erschöpft Angst!
Sie lacht kurz auf Angst!
Freundin erschrocken Du
Sie lauscht in den Park
Freundin Du horchst
Sie bezwingt nichts
Freundin hastig Stimmen gehen im Hause
Sie ruhig nichts ist im Hause
Freundin starrt wo?
Sie wirft gleichgültig, ordnet den Diwantisch er hat mich angefaßt
Freundin verständnislos
Sie gleichmütig ja der horcht wieder
Freundin aufgelöst wer?
Sie nickt ja
Freundin preßt die Hände auf die Brust und atmet schwer
Sie belauert wegwerfend er liebt mich sagte er. Leidenschaft
Freundin erhebt schwerfällig, taumelig
Sie lauert grausam Du liebst ihn? Du liebst? streichelt sie
Freundin sinkt auf den Stuhl zurück, wimmert
Sie beugt über sie, gespannt Verirrung nichts! Verirrung!
Freundin wimmert unmöglich
Sie richtet hoch, kalt unmöglich
Freundin schreckgespannt wo?
Sie zurück kalt ja die Männer
Freundin erhebt sich und legt das Gewand fest um
Sie was willst Du?
Freundin gefaßt ich muß ihn sprechen
Sie lauert ja?
Freundin ringt mit Entschluß ich frage ihn
Sie lauert fragen?
Freundin in wilder Erregung es ist nicht, kann nicht sein, Verzweiflung
Sie höhnt Verzweiflung
Freundin hart, stark ja Verzweiflung geht zur Tür, fest ich frage ihn
Zwei Schüsse flattern aus dem Park
Sie zuckt furchtbar
Freundin starrt, schaut auf sie, schreit, preßt die Hand vor den Mund
Sie hält zitternd am Tisch
Freundin haucht was war das? das?
Sie haucht frage, frage
Freundin verständnislos
Sie aufgerichtet, roh, selbstbewußt, gerechtfertigt er hat mich angefaßt.
Freundin schreit, gell Du lügst
Sie dumpf drohend Lüge
Freundin schreit Entsetzen!
Sie reckt im Triumph o! mich! Dich mich! ich hasse! immer unbeherrschter, ungebändigter hasse!

hasse! Liebe! Wahn! tobt dicht vor die Wehrlose wahr! nicht wahr! wahr! nicht wahr!

Freundin wendet jäh zur Flucht
Sie hält ihren Arm, erbarmungsvoll, weich, streichelnd Arme!
Freundin reißt los, taumelt, schleudert gegen die Tür, klammert die Venus, stürzt zu Boden, hetzt

hoch und flieht durch die Tür aufgehend

Sie starrt und starrt auf die Trümmer der Venus, hebt den Kopf hoch
Sie ins Leere wer! horcht und horcht das müßte anders klingen! anders! anders! macht einen Schritt zur Parktür und horcht nicht, nein, anders schiebt Schritt um Schritt zur Tür, hetzt dann in den Park anders


V


Tag. Verhängte Fenster


Toter aufgebahrt auf dem Diwan
Sie kniet das Haupt auf dem Toten
Freundin tappt hinein an den Türpfeiler gelehnt
Sie hebt den Kopf, wendet langsam, mechanisch, faßt die Freundin ins Auge, fährt übers Gesicht
Sie erhebt mühsam, wankt auf die Zitternde, matt ich rief, ließ Dich rufen.
Freundin bebt an allen Gliedern
Sie armt die Willenlose zürnen, nicht zürnen, aufgeregt, erregt, stärker und gefaßter ich bin

wieder ruhig führt sie zum Stuhl, zwingt sie nieder, bleibt stehen, den Leichnam deckend wer weiß? was tut? meine Ängste, ich weiß was kommen mußte, handeln. Sehen. Das Selbst sieht sich zu. streichelt sie Du bist gut. küßt die Erschauernde, tritt neben sie

Freundin blickt den Leichnam, schlägt haltlos wimmernd den Kopf auf den Tisch
Sie streichelt tröstig, schreitet zum Leichnam, breitet die Arme und schaut nach ihr um hier hat er

mich geliebt

Freundin schaut unter Zwang
Sie wendet grausam was weinst Du?
Freundin hilflos faltet die Hände
Sie näher, drohend sag was weinst Du?
Freundin sucht sich zu erheben, erstickt
Sie weich und matt Du sollst nicht weinen.
Freundin steht gestützt, weh Du hast mich lieb?
Sie zuckt heftig zusammen
Freundin flehig Du
Sie lacht grell
Freundin in fliegender Angst lachen?
Sie lächelt, spielt die Finger ich kann alles faßt wirr die Stirn
Freundin tritt auf sie zu und legt ihr die Hand auf die Schulter Arme
Sie erregt hastig Arme, ich bin arm, arm, ich war immer arm im Aufschrei ich habe nie was ich

besitze.

Freundin tröstig Du mußt Ruhe haben
Sie Ruhe lehnt an sie Du hast mich lieb?
Freundin legt den Arm um ich habe Dich lieb
Sie legt den Kopf auf ihre Schulter wen hast Du lieb
Freundin zittert
Sie hebt den Kopf fern ich war immer arm, allein
Freundin faßt ihren Arm
Sie bekräftigt ja doch schauert, kühl, unberührt er hatte andere
Freundin setzt sich erschüttert
Sie kühl, ruhig Du kennst ihn?
Freundin wankt auf stammelnd, zitternd der Tote, tot
Sie tritt zum Toten und deckt sein Gesicht auf willst Du ihn sehen?
Freundin taumelt zurück und bebt auf den Stuhl
Sie kühl Du hast ihn doch im Leben gesehen kauert und küßt den Toten jetzt will sie Dich nicht

mehr sehen, klagt niemand sieht Dich mehr.

Freundin will sich erheben, graust zurück
Sie zeigt ihn Du kannst ihn doch ansehen, Du mußt ihn doch sehen streicht dem Toten das Haar

glatt

Freundin durchgraust was? Du?
Sie unbeirrt Du hast ihn doch gesehen, daß er mich ansah
Freundin die Hand auf die Brust gepreßt Du sprichst, Du sprichst
Sie erhebt sich ich spreche
Freundin schweigen
Sie dreht um, fern, wiederholt schweigen
Freundin kämpft kraftlos
Sie erhebt sich verächtlich
Freundin erschüttert, gehetzt, springt hoch zeig ihn, zeig ihn.
Sie faßt ihre Hand sieh
Freundin starr vor dem Toten, haucht sehen
Sie lacht grell ich weiß, ich weiß
Freundin reißt los Unsinn! Unsinn!
Sie ruhig, fern ich weiß, Unsinn lebhafter alles Unsinn, fuchtelt wild wahr, alles wahr, preßt ihren

Kopf zwischen die Hände alles Unsinn! preßt die Hände ums Herz alles wahr!

Freundin zittert
Sie stampft auf und blitzt sie an, stößt sie verächtlich von sich und setzt sich zu dem Toten so hab

ich Dich gemordet!

Freundin hält mühsam am Tisch
Sie steht auf, hoheitsvoll vor ihr nicht Dich! nicht Dich! greift ihr Handgelenk hart, zieht die

Gesträubte er ist tot, Du hast einen lebenden Schatz, der mich will

Freundin geht auf nein!
Sie zerrt sie ja! nein! hält fest, ruhig neben ihr, bannend was ist wahr? sag was ist wahr?
Freundin in Beben warum haßt Du?
Sie ich hasse, hassen? lacht dumpf sieh seinen Mund, er küßt, o küßt!
Freundin sucht loszuwinden
Sie hält eisern fest er hat geküßt, Männer küssen, wir müssen dankbar sein. Dankbar! packt hinter

ihr den andern Arm Moder? die Lippen modern nimmt eisenfest die Hand auf ihr Haupt und beugt die Schreiende Du mußt nicht schreien. Küssen! Küssen lacht! er hat so gern geküßt, lachen! küssen! stößt die Verstummende auf die Lippen ich weiß, küsse, küsse wirft die Ohnmächtige hin pfui Du Metze, stößt den Fuß nach ihr küsset anderleuts Leichen beugt über sie Leichenküsse lauscht Du hörst mich nicht, reißt sie an den Haaren hoch höre höre, ich habe viel zu sagen beugt über sie schön Du! unsagbar anmutig betrachtet die Liegende, tritt zum Spiegel, wischt über das Gesicht, tritt zu ihr nein, nicht bewußtlos, Freuden wachen, gießt ihr Wein aus der Karaffe ins Gesicht wach auf! wach auf springt hoch, stellt die Flasche aus der Hand ja ja reißt die Lade des Diwantisches auf und stockt im Denken, hebt einen Revolver hoch nicht doch! legt die Hand an die Stirn ich bin ja ich bin legt den Revolver zurück, lächelt bitter nein ich hab ihm nie welche zugeführt, wahr! Lüge sie spielt ein Messer die Augen, die Augen, Nacht. sie klappt das Messer und nimmt es stichig, beugt und bewundert o Du bist schön, unsagbar anmutig, wirklich, hörst Du? und ich bin schön, er sagte es hundertmal im wehen Aufschrei ich hatte nie was ich besaß. Ich besaß niemals was ich hatte und was ich hatte, besaßen immer die anderen weint, fährt der Liegenden über Gesicht und Haar nein nein, Du sollst leben, wirklich leben wollüstig tastend Haut, Lippen, oh beugt tief und schneidet nicht küssen, niemals, niemals mehr wirft Schnitt und Messer durch die Vorhänge des offenen Fensters der andere, beugt über sie Du bist schön, o anmutig, breitet ein Tuch über das wimmernde Gesicht Du sollst nicht sterben, sterben preßt das Tuch an Du kannst Dich auch im Spiegel sehn, er liebt, er nimmt Dich doch unsagbar, Totenkopf erhebt sich, blickt angstverzerrt umher, nimmt ein Glas, schenkt Wein und schüttet Pulver, die Augen weit in Fernen ein Tor, ein Tor schrickt zum Park

Hunde balgen
Sie lacht die Hunde balgen Lippen, hebt das Glas hörst Du? warte eine Weile, Gedanken

überfallen Weile schaut auf die Liegende, beugt über und horcht atmen, atmen, Du stellt das Glas fort und packt sie wild in die Haare Du sollst nicht liegen hier, liegen, ich treffe mit ihm, treffe, schleift in den Park

Sie kommt wieder und trocknet lächelnd die Hände ja geile Hunde nimmt die Hand des Toten,

sitzt und betrachtet

Hunde heulen draußen
Sie lacht grell, trinkt, wirft das Glas in Scherben, greift stürzend seine Hand, über ihn Du, Dich,

Ich.


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