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Anonym: (Wer ging, ist fremder uns mit jedem Tag)

Werkstatt/Reihen > Werkstatt


                                   Anonym (um 200 n. Chr.)


去者日以疏
來者日以親

出郭門直視
但見丘與墳

古墓犁為田
松柏摧為薪

白楊多悲風
蕭蕭愁殺人

思還故里閭
欲歸道無因
 


Wer ging, ist fremder uns mit jedem Tag.
Wer lebt, wird uns mit jedem Tag vertrauter.

Tritt vor das Tor der Stadt, du siehst allein
die Hügelreihen letzter Ruhestätten.

Auf alten Gräbern ziehen Pflüge Furchen.
Zu Brennholz schlägt man Kiefern und Zypressen.

Trauervoll der Wind in weißen Pappeln,
so trostlos, dass mich Schwermut übermannt.

Ins Heimatdorf, ach, durch die Gassenpforte
führt kein Weg, kein Wünschen mehr zurück.
 


Aus: Neunzehn Gedichte aus alter Zeit. Chinesisch–Deutsch. Aus dem Chinesischen von Raffael Keller. waldgut Frauenfeld 2016 (Bodoni-Druck 89). 48 Seiten, 28 Euro.
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